Alexandra
Lexer: “Und ich dachte, es ist
Liebe” Biografie
Dort, wo Kärnten
zu Ende ist, liegt das Lesachtal. Da
herrscht kein Wörthersee-Fun, keine
Spaßgesellschaft, und so was wie
Eventrummel macht da höchstens der
“Wander-Nicki”, wenn er seine Gäste auf
den Berg führt. Das Lesachtal ist sehr
ungeschliffen - in der Musik würde man
“unplugged” sagen. Im Winter oft
meterhoch zugeschneit, haben sich die
Menschen dem rauen Land angepasst und
nicht umgekehrt.
Alexandra Lexer kommt aus dem Lesachtal.
Die Familie ist seit vielen Jahrzehnten
für ihre Musik bekannt: Lesachtaler
Sextett, Blaskapelle, Familienmusik -
die Gäste kommen ins Tal, um die Lexer
zu hören.. Der Vater war auf seine Art
Vollblutmusiker, wollte das Seine an die
drei Kinder weiter geben, war von seinem
Tun überzeugt. Das Kind Alexandra
verspürte zeitweise Leistungsdruck. Sie,
die Jüngste, Freigeist, der
Eigenständigkeit in allen Bereichen
verschrieben. Musik ist für sie etwas
sehr persönliches und
Persönlichkeitsentfaltung stand da im
Gegensatz zum vom Vater geleiteten, zwar
gut gemeinten aber trotzdem uniformen
Familienauftritt. 1994 wurde alles
anders. Vor Publikum, bei einem Auftritt
mit der gesamten Familie verstarb der
Vater mitten auf der Bühne. “Zwei Jahre
lang konnte ich überhaupt kein
Instrument angreifen”, erinnert sich die
Steinbock-Frau heute, „erst nach diesen
zwei Jahren begannen wir wieder
gemeinsam Musik zu machen, daraus
entstand dann später die ’Band 3L’“.
Alexandra Lexer entschied sich auf ihrem
weiteren Lebensweg vorerst bewusst gegen
eine Musikausbildung und besuchte eine
Berufsbildende Wirtschaftsschule in
Klagenfurt, die sie mit dem Abitur
abschloss. Doch ihre Liebe zum Gesang
hörte nie auf und so begann sie mit 15
Jahren am Landeskonservatorium
professionelle Gesangsstunden zu nehmen.
Aber ihr Weg sollte schon bald von einer
neuen Wendung begleitet werden:
Alexandra absolvierte eine weitere
Ausbildung zur Krankenpflegerin und
schrieb sich anschließend für das
Studium Gesundheits- und
Pflegemanagement in Feldkirchen ein.
„Ich hatte zwar die Vorstellung, Gesang
zu studieren, habe mich dann doch für
den Bereich Gesundheit entschieden.“
Ihr Musikantenleben… und der Zufall -
sofern es diesen überhaupt gibt - führte
schließlich dann aber doch die
Abschlussregie: Jemand hörte die Stimme
von Alexandra. Eine Stimme, die sich
durch ein besonderes Tremolo
auszeichnet, eine Klangfarbe, die seit
Jahrzehnten so nicht mehr gehört wurde.
Dieser Jemand machte einen Produzenten
aufmerksam und dieser bat um ein
Demotape. “Ich hatte keine Ahnung vom
Demo-Basteln. Also kaufte ich eine
Playback-CD und sang dazu direkt auf die
MiniDisk. Einfach so - eigentlich ein
Wahnsinn”, erzählt Alexandra. Die
MiniDisk landete bei Koch Universal
Music im Gerät von Toni Kellner und der
befand, dass es wohl das schlechteste
Demo war, das er je erhalten hatte, aber
die Stimme, die hat ihn gefesselt. Das
war vor zwei Jahren. Dann wurden Titel
gesucht, probiert, gefunden und dabei
nichts übers Knie gebrochen.
“Und ich dachte, es ist Liebe” - unter
diesem Titel samt gleichnamigem Song
erscheint Alexandras erste Longplay-CD.
Der Sound, die Stimme, die Arrangements
- man ist mit ihr etwas andere Wege
gegangen, als dies im Schlager der Fall
ist. Vom Strickmuster als Klischee ist
man weit entfernt. Modern, orchestral
mit großen Harmoniebögen, die sich
perfekt mit den Zitatzeilen der Texte
verbinden. Es ist eine erwachsene Frau
mit klarem, Blick, die sich hier
präsentiert.
“Morgen früh verlass ich dich” - ein
Lied über eine Beziehung, die am Abgrund
vorbeischrammt, aber gerade noch die
Kurve bekommt, weil die Kraft der Liebe
die Glut wieder angeheizt hat. Ein
positives Lied. Es steht für “nicht
gleich alles hinschmeißen”, der
Entwicklung ihre Chance geben. Oder
“Bist du stark genug”: Auch hier drin
steckt positive Botschaft. “Bist du
stark genug, um schwach zu sein?” Auf
gut deutsch heißt das so viel wie “oft
ist Schwäche die eigentliche Stärke und
vorgegebene Stärke nur lächerlich”. Die
Songs sind inhaltlich allesamt
facettenreich aber nicht bunt
durchmischt. Das ist gut so, denn
Facettenreichtum ist kein Malkasten,
sondern ein musikalisches “sich
ergänzen”.
Alexandra Lexer - der Freigeist - hat
sich auf dieser CD nun selbst als
Sängerin gefunden, entdeckt, was in ihr
drin steckt und was da raus will. Der
eigene Weg. “Ich fühle mich nicht als
Star”, erklärt Alexandra ihren Fans. Sie
meint damit, dass sie in erster Linie
für ihr Publikum da ist. Dafür hat sie
ganz feine Sensoren, spürt, wie die
Musik auf die Menschen wirkt und was da
an Emotionen zu ihr zurückkommt.
Der erste große TV-Auftritt führte
Alexandra Lexer vor kurzem auf die
Showbühne zu Florian Silbereisen. Der
Moderator bat das Mädel zum Duett und
Alexandra beschrieb es hinterher als
“einfach geiles Gefühl”. Sie durfte sie
selbst sein, stand nun musikalisch auf
eigenen Füßen, und die wiederum verloren
die Bodenhaftung nicht. “Ich habe noch
zwei Semester zu absolvieren. Meine
Ausbildung ist mir wichtig und ich weiß
auch, ich werde alles unter einen Hut
bringen, denn ich merke nun, wie sehr
mich die Jahre in der Band dazu gebracht
haben, mich selbst als Musikerin zu
finden”. Das Mädchen aus dem Tal hat
sich musikalisch emanzipiert und wird
mit dieser Stimme im Gepäck auch ihren
Weg machen, weit über die Grenzen des
Landes hinaus. Den entsprechenden Song
dazu (“Wo hört die Erde auf”) hat sie
bereits am Album. Aber im Herzen, da
wird sie immer eine “Lexer” aus dem
Lesachtal bleiben. Erfrischend
authentisch und mit den Füßen fest am
Boden.