Mit "Vorwiegend heiter" ist Evelyn Fischer ein witzig-spritziges Album gelungen, das detailgetreu, mit intelligentem Witz Facetten des alltäglichen Lebens beschreibt und musikalisch gekonnt einfängt. Im Vergleich zu den beiden Vorgängeralben ist dieser Tonträger im Sound poppiger und mit einer Leichtigkeit eingespielt, die auf ganzer Linie überzeugt. Humorige und mit Selbstironie gewürzte Alltagsgeschichten bestimmen die Szenerie. Die hohe Qualität der Texte ist und bleibt Evelyn Fischers Markenzeichen und so schrieb sie die Liedtexte auch dieses Mal wieder zusammen mit dem bekannten und preisgekrönten Dichter Axel Rapp. Die Musik und die Arrangements entstanden auch hier wieder in enger Zusammenarbeit mit ihrem Mann und Produzenten René Möckel.

Resümierend war das Jahr 2007 ein besonders erfolgreiches für die Sängerin, die seit 1992 als Professorin für Gesang und Methodik an der Hochschule für Musik und Theater Leipzig in den Fächern Jazz-Gesang, Pop-Gesang und Musical unterrichtet. Das Vorgängeralbum "Die Gedanken sind frei" wurde ein kommerzieller Erfolg. Wobei sich auch die Musikkritiker des Landes mit positiven Rezensionen nicht zurückhielten. Am 24. Juni übernahm Evelyn Fischer die Moderation des medialen Kultur-Flagschiffes der deutschen Kultur "titel, thesen, temperamente" im Ersten. Die Entscheidung der Verantwortlichen der ARD war eine große Ehre für Evelyn Fischer und auch dieses Jahr wird sie das Magazin zusammen mit Dieter Moor, der als Hauptmoderator durch die Sendung führt, wieder acht Mal moderieren.

Speziell "Vorwiegend heiter" überzeugt nicht zuletzt durch diese positive Aufbruchstimmung, die Evelyn Fischer auf allen Ebenen vorantreibt. Der lockere, eigenständige Jazzpop-Sound, der die würzigen Lyrics geschickt umgarnt, liefert den klanglichen Rahmen zum augenzwinkernden Konzept des Tonträgers. Evelyn Fischer und ihre Band erzeugen hierfür einen eher puristischen Klang von Naturinstrumenten geprägt, ohne viele Effekte. Und genau wie beim erfolgreichen Vorgängeralbum "Die Gedanken sind frei" ist die Spielfreude der beteiligten Musiker spür- und hörbar.
Zusammen mit dem bewährten Team der letzten Alben, das sich von der Klassik zum Jazz in jeder Musikrichtung zu Hause fühlt wurde munter drauflos gejammed.

Herausgekommen sind hitverdächtige Nummern wie der poppige Titelsong "Vorwiegend heiter", eine sarkastische Beobachtung des allzu menschlichen Zwangs zur alles verdrängenden Oberflächlichkeit. "Vorwiegend heiter" eben. Ein Lachfalten werfendes Bonmot ist der musikalische Kurzfilm über "Männer mit großen Hunden". Wer kennt sie nicht? Wem ist zum Beispiel noch nicht aufgefallen, wie ähnlich sich Hund und Herrchen über die Jahre werden. Eine Erkenntnis, die bleibt, weil nicht auszuradieren: "Der Männer Hundetrick". Frauchen erkennt eben sofort, was sie bekommt...

Cut! Nächste Szene. Mit bluesigen, wodkageschwängerten Barsounds und einer wirklich heißen Soulröhre betritt Evelyn Fischer mit "Ich traf Jesus" mysteriösen Raum. Der Song ist eine grotesk anmutende Vision um die Wiederkehr Jesus. Sie spielt in eine Bar irgendwo in Deutschland. Wer würde Jesus erkennen oder ihn mit seinen nicht gerade aufs heute ach so entscheidende große Geld abzielenden Ideen noch für voll nehmen?

Wie im Song verdeutlicht: "Napoleon" war schließlich auch schon da. Für die Lösung dieses Rätsels müssen wir wohl die Sterne befragen und genau das macht Evelyn Fischer. Mit dem verspielten und melodiösen Popsong "Was sagen die Sterne?" ist ein weiterer heißer Hitkandidat auf dem Album versteckt. Im Text geht es - wen wundert es - um angewandte Astrologie und ihre Tücken. Denn man kann ja nie wissen...

Als Fazit bleibt festzuhalten: Evelyn Fischer steht als Künstlerin für anspruchsvolle deutsche Popmusik. "Vorwiegend heiter" ist dabei ein musikalischer Meilenstein einer Sparte, die für viele Fachleute fast schon als ausgestorben galt. Evelyn Fischer erfüllt sie mit frischem, zeitgemäßem Leben.