„Du hast mich geküsst, als wär’s zum
letzten Mal“, singt Monika Martin im
Titellied ihrer gleichnamigen neuen CD.
Es ist das 16. Album der Grazer
Künstlerin die, wenn man im Internet
ihren Namen googelt, auf die
unglaubliche Zahl von zwei Millionen und
fünfhundertneunzigtausend Treffer kommt.
In Ziffern: 2.590.000! Tendenz steigend,
denn Monika Martin ist die mit Abstand
erfolgreichste Künstlerin des Genres
volkstümliche Musik im deutschsprachigen
Raum.
Das hat mehrere Gründe. Einer davon
ist die Art und Weise, wie sie mit ihrem
Publikum umgeht, wie sie auf die
Menschen zugeht und diese ihr das nahezu
mit Verehrung danken. Ein weiterer Grund
ist die unverkennbare Charakteristik
ihrer Stimme, die im Ausdruck die Person
und die Künstlerin verkörpert, die auf
ihre Art wiederum sehr sensibel mit
ihrer Musik umgeht. Diese, ihre Musik,
die sich als Schlüssel zu den Seelen der
Menschen erwiesen hat. Bei Monika Martin
würde das eine nicht ohne das andere
funktionieren. Text und Musik ergeben
jenes Fundament, welches die Stimme bei
ihr zum Schwingen bringt. Es sind nicht
ausschließlich die hohen Töne, die den
Wiedererkennungswert ausmachen, sondern
es ist das, was in den Tönen steckt,
nämlich eine Art Gesamtwerk das sich
nicht zum Nebenbeihören eignet. Aber,
und das ist das spannende daran,
durchaus zum Tanzen, wie es sich bei dem
im Fox-Rhythmus gehaltenen „Du hast mich
geküsst“ zeigt.
Johann Wolfgang Goethe meinte
dereinst: „Eine richtige Antwort ist wie
ein lieblicher Kuss“. Monika Martin
scheint den Dichterfürst insofern zu
bestätigen, indem sie in dem Titellied
ihrer neuen CD meint: „Du hast mich
geküsst, als wär’s zum letzten Mal. Du
hast mich geküsst so tief wie nie zuvor,
und es hat mir Angst gemacht“. In
diesen Textzeilen steckt die Angst vor
der nicht offen ausgesprochenen Frage,
ob die Liebe hält, ob die Einsamkeit
draußen vor der Türe bleibt. Es ist die
Angst vor dem Verlust, und ginge es nach
Goethe, dann hätte die richtige Antwort,
nämlich ein „es ist kein letztes
Mal“ den Kuss lieblich und nicht
fragend gemacht. Aber wer von uns
bekommt schon immer jene Antworten, die
er sich gerade wünscht?
Ein besonderes Erlebnis auf dieser CD
stellt der Titel „Manchmal“ dar. Es ist
die deutsche Version des von Albert
Hammond geschriebenen und von den
Hollies zum Hit geadelten Song „The Air
That I Breathe“. „Manchmal – ist die
Sehnsucht viel größer als alles im
Leben“, singt Monika Martin und schmiegt
sich mit ihrer Stimme perfekt ins
Arrangement des Liedes, welches die
Produzenten (Gott sei Dank) nicht mit
Gewalt in die Neuzeit arrangierten. Man
hielt sich ziemlich genau ans Original,
und daher fehlt es nicht an dem
charakteristischen Gitarrensound und
ebenso wenig an den (für dieses Lied)
sehr wichtigen Streichern. „The Air That
I Breathe“ war 1974 ein weltweiter
Top-Hit, und in der deutschen Fassung
von Monika Martin besitzt der Song 35
Jahre später wieder genau jene Magie,
die Welthits ausmachen.
Als Überraschungshit könnte sich das
Lied „Valentinstag“ herausstellen. Der
Titel strahlt eine ganz bestimmte
Fröhlichkeit aus. Es ist ein sehr
sympathischer Song, der für die kleinen
Signale des Glücks wirbt. Es geht um die
richtigen Wörter zur richtigen Zeit, um
Gesten, Blicke. „Täglich ein ‚ich
liebe dich’ ist das Rezept zum glücklich
sein“, singt Monika Martin, und es
ist eine Aufforderung, es doch einfach
einmal zu probieren, dieses kleine,
tägliche „Ich liebe dich“, das nicht nur
zu den üblichen Geburts- oder
Valentinstagen über die Lippen kommen
soll. Ja, selbst wenn es nur ein in
SMS-Zeiten kurz gehaltenes „HDGFL“ ist
(ins Ohr geflüstert: „Hab dich ganz fest
lieb“), kann dieses schon einen trüben
Tag erhellen.
Es gibt ein Lied auf dieser CD,
welches an dieser Stelle unbedingt
erwähnt werden soll. Es trägt den Titel
„Dich aber liebe ich“ und führt in der
Klammer den Zusatz „über alles auf der
Welt“. Ein Liebeslied. Es ist ein sehr
reines, sehr ehrliches, nicht
übertriebenes Liebeslied, über dessen
Adressaten Monika in ihrem Buch
„Herzensspur“ ein wenig erzählt. Sie
nennt keine Namen, aber sie spricht über
die Liebe und wie es ist, wenn man auf
Zeichen und Signale wartet - manchmal
über Jahre hindurch. Musikalisch
zeichnet das Lied eine sehr schön
gewachsene Steigerung aus. Das
Arrangement legt von Strophe zu Strophe
zu und verdichtet sich gegen Ende zu
einem großen Lied mit großer
Instrumentenbegleitung. Der griechische
Philosoph Aristoteles meinte einst:
„Wenn auf der Erde die Liebe herrschte,
wären alle Gesetze entbehrlich“.
Schade, dass er dieses Lied nicht
mehr hören durfte.
Text: Andy Zahradnik