Schimpansen und Tieraffen von Gänserndorf werden zu Aiderbichlern. Die
schönsten Aufnahmen in unserer Weihnachtseurovisionssendung. Patenschaften
für die Schimpansen sind jetzt mit der Aiderbichl Plus Patenschaft möglich.
Im
Februar 2009 erhielten wir einen Anruf des österreichischen
Bundesgesundheitsministeriums mit der Anfrage, ob sich Gut Aiderbichl
vorstellen könne, die Affenanlage von Gänserndorf in den Verbund seiner
Gnadenhöfe aufzunehmen. In den darauffolgenden Gesprächen mit Bund, Land,
Michael Aufhauser und Dieter Ehrengruber erfuhren wir zum ersten Mal im
Zusammenhang die Geschichte der Schimpansen von Gänserndorf.
In den
70er und 80er Jahren bestand weltweit ein großer Bedarf an „Laboraffen“,
darunter auch Menschenaffen. Schimpansen waren damals in der Hauptsache
Wildfänge. Sie leben in großen Gruppen, und Schimpansenkinder weichen in
ihren ersten fünf Lebensjahren so gut wie nie von der Seite ihrer Mutter.
Sie verhalten sich menschenähnlich, sind immerhin zu 98.7 Prozent mit uns
verwandt. Wie wir, tun sie alles, um ihre Kinder zu schützen. Ihr
Familienverband hält meist ein Leben lang. Und so schien damals der einzig
gangbare Weg, zuerst die Mütter zu töten und dann die Kinder einzufangen und
in ferne Labors zu verschicken. Auch nach Österreich, in das damalige
Versuchslabor von Immuno. Die Unterbringung in einem Forschungslabor ist
schlicht, eng, monoton und funktional. Ein Ort des Leidens.
1996
wurde Immuno von dem Pharmaunternehmen Baxter übernommen. Baxter stellte die
Versuche an den Schimpansen sofort ein. Die Tötung der Tiere kam für das
Unternehmen nicht in Frage. Baxter suchte nach einem geeigneten Ort, damit
die Tiere artgerecht leben konnten.
Auf dem Gelände eines Safariparks in Gänserndorf bei Wien finanzierte Baxter
eine große Affenanlage. Den Ex-Labortieren sollte damit für das große Opfer,
das sie der Menschheit gebracht haben, wenigstens ein bisschen gedankt
werden. Die Affenanlage entstand unter Berücksichtigung aller
Erfahrungswerte der damaligen Zeit und entspricht auch heute noch den
Anforderungen der Sicherheit und des Tierschutzgesetzes. Die Verwaltung der
Anlage und alle Affen übergab Baxter an den Safaripark.
Affen Refugium
in Gänserndorf
Zum
Entsetzen aller musste der Safaripark 2004 schließen, und die Schimpansen
und Tieraffen wurden zur Konkursmasse. Bund, Land, Baxter und die Gemeinde
Gänserndorf suchten seither nach Lösungen.
Die
Übernahme der Schimpansen bedeutet eine große Verantwortung. Wenn irgend
möglich, sollten sie zusammenbleiben, Verbände nicht getrennt werden. Das
begonnene Resozialisierungsprogramm sollte baldmöglichst fortgesetzt und der
gestoppte Bau der Außengehege wieder aufgenommen werden. Dabei stand das
Wohl der Tiere im Vordergrund und die wichtige Finanzierungsbasis an zweiter
Stelle.
Schimpanse Pete sitzt am Fensterbrett
Aiderbichl-Geschäftsführer
Dieter Ehrengruber und Gründer
Michael Aufhauser besuchten zum ersten Mal im März 2009 die Affenhäuser von
Gänserndorf.
Die Eindrücke von der Haltung der Tiere waren überraschend positiv, die
Tatsache ausgenommen, dass die sie über keine Außengehege verfügen. Michael
Aufhauser setzte sich an die Panzerglasscheibe eines großen
Aufenthaltsraumes der Schimpansen. Eine Schimpansin nahm ihm gegenüber
Platz. Mit leicht gesenktem Kopf sah sie ihm minutenlang eindringlich in die
Augen.
Schimpansendame Xsara
Die
beiden Tierpflegerinnen Renate und Annemarie sind seit über 17 Jahren an der
Seite der Schimpansen. Sie erzählten aus der Zeit im Forschungslabor.
Kennengelernt hatten sie die Tiere in der schlimmsten Phase ihres Lebens,
während eines Tierpfleger-Schulbesuches. Sie verspürten, dass diese Tiere
sie am dringendsten brauchten und gingen dort in Anstellung. Beide schworen
sich, für immer an der Seite ihrer Schützlinge zu bleiben.
Nach
diesem Besuch stand für Dieter Ehrengruber
und Michael Aufhauser fest, dass sie sich dieser großen Verantwortung mit
Gut Aiderbichl gemeinsam stellen wollen.
Was
jedoch am Anfang nur von einer Zusage der Beteiligten abhängig zu sein
schien, wurde zu einem Verhandlungsmarathon. Jeder wollte sicherstellen,
dass ein Abkommen für die Zukunft der Schimpansen nicht auf tönernen Füßen
steht und langfristig durchdacht ist. Immerhin können Schimpansen ohne
weiteres 55 bis 60 Jahre alt werden.
Schimpansendame Susi
Aus dem
Beschlossenen geht nunmehr hervor, dass die Schimpansen in die gemeinnützige
Gut Aiderbichl Stiftung übergehen und mit dem Bau der Außengehege, in der
Hauptsache gefördert von der Firma Baxter, bereits im Frühjahr 2010 begonnen
wird. Und dass man das Resozialisierungsprogramm fortsetzt. Allen
Beteiligten war es sehr wichtig, dass auch die Mitarbeiter von der
gemeinnützigen Stiftung Gut Aiderbichl übernommen werden.
Schimpanse Gogo
Aus den
vorhandenen Zahlen ist aufgrund der unterschiedlichen Verwalter, Safaripark-
und Konkursmasseverwalter, kein konkretes Budget erstellbar. Deshalb erhält
dieses Projekt einen eigenen Verrechnungskreis. In vierteljährlichen
Abständen wird gemeinsam mit den Vertragspartnern beraten und geplant. In
der Basis gehen wir jedoch von den Erfahrungswerten internationaler
Primatenrefugien für traumatisierte Tiere aus. Dort beläuft sich der
Tagessatz für einen Schimpansen auf zirka € 50.
Jane
Goodall persönlich und das Jane Goodall Institut haben Gut Aiderbichl ihre
fachliche Wegbegleitung für dieses Projekt zugesagt.
Menschenaffen wird es in 10 Jahren in freier Natur auf unserer Erde nicht
mehr geben. Das ist die Prognose vieler Forscher. Gut Aiderbichl möchte mit
seinem neuen Affenrefugium auf diesen Umstand hinweisen.
Schimpansendame Betty
Im Rahmen
der jährlichen Unterhaltungssendung „Weihnachten auf Gut Aiderbichl“ wurde
eine MAZ-Zuspielung bewegende Bilder der Affen von Gänserndorf gezeigt und
auf die Verantwortung aller Menschen für das Dilemma hingewiesen, in dem
sich Menschenaffen befinden.
Quelle:
www.gut-aiderbichl.com