Und er steht mit dieser
Forderung nicht alleine: Auch die EU empfiehlt, keine Eisbären
in Zoos zu halten. Weiterdenkende Zoos haben die Eisbärenhaltung
bereits aufgegeben. Im Tiergarten Schönbrunn hingegen will man
sich dieser Forderung nicht anschließen, im Gegenteil, das
Eisbärengehege wird erweitert.
Der Tod von Eisbär Knut war für den deutschen Zooexperten Frank
Albrecht nur eine Frage der Zeit. Fast alle Verwandten von Knut
sind frühzeitig gestorben. Albrecht sieht einen Zusammenhang
zwischen Inzest, Erbkrankheit und Stress und erklärt: "Lars,
der Vater von Knut, ist durch Inzest gezeugt worden. Die extrem
hohe Sterberate der Nachkommen bei Inzucht ist in Gefangenschaft
keine Seltenheit, denn das Risiko von Erbschäden ist bei Inzucht
viel zu hoch. Lars hätte also nie zur Zucht herangezogen werden
dürfen."
Knut habe außerdem, so Albrecht weiter, Dauerstress mit den drei
erwachsenen Eisbärinnen gehabt, was den Krankheitsverlauf
möglicherweise beschleunigt habe. "Inzucht und Inzestzucht, die
mittlerweile in vielen zoologischen Einrichtungen fast schon
Alltag sind, sollten nun endlich auch in Zoogefangenschaft als
Qualzucht betrachtet und auch rechtlich verfolgt werden",
fordern Zookritiker Frank Albrecht und der
Österreichische Tierschutzverein.
Auch mit dem toten Knut soll die
Geschäftemacherei weitergehen.
Besonders geschmacklos ist der Plan, Knut auszustopfen. Auch
nach seinem Tod soll also die Geschäftemacherei mit dem armen
Tier fortgesetzt werden!
Der Österreichische Tierschutzverein weist seit
vielen Jahren darauf hin, dass Eisbären in Zoos nicht artgerecht
gehalten werden können. Fundierte Argumente gegen die
Zoo-Haltung liefert auch der deutsche Zooexperte Frank Albrecht,
der nun 18 Fakten im Internet (unter
www.zoo-kritik.de)
aufzählt, die für ein Auslaufen der Eisbären-Haltung in
Tiergärten sprechen. Albrechts Fakten sind eine Sammlung aus
wissenschaftlichen Untersuchungsergebnissen, Expertenmeinungen,
diversen nationalen und internationalen Studien, eigenen
Recherchen und der Auswertung des internationalen
Eisbärenzuchtbuches. So zeigt beispielsweise eine solche
Analyse, dass in Gefangenschaft geborene Eisbären im
Durchschnitt früher sterben als Eisbären in Freiheit. Von 34
Eisbären in Europa zeigten 94 Prozent aller weiblichen und 95
Prozent der männlichen Eisbären Verhaltensstörungen, die
nachweislich ein Anzeichen für Leiden sind.
Zum Fall Knut hat Albrecht nun bei der Berliner
Staatsanwaltschaft eine Strafanzeige gegen die
Zooverantwortlichen eingebracht. Knut war offenbar dem
Dauerstress mit den drei Eisbärendamen nicht gewachsen, vermutet
Albrecht. "Für Knuts dauerhaften Aufenthalt als fehlgeprägter
Einzelgänger gab es in Berlin leider keine verhaltens- und
tiergerechte Unterbringung. Es wird höchste Zeit, dass wir die
Eisbärenhaltung wie einst die Völkerschauen als ein verachtendes
und tierquälerisches Relikt behandeln und ein schnellstmögliches
Ende vorantreiben", erklärt Frank Albrecht. Eine Forderung, die
auch vom
Österreichischen Tierschutzverein vehement vertreten
wird.