Haie: Verfemt und verfolgt
Sie gehörten schon immer zu den Furcht erregendsten
Tieren auf Erden. Tatsache aber ist: Es kommen mehr Menschen durch Elefanten
oder Bienen ums Leben als durch Haie.
Jedes Jahr werden etwa 100 Haiangriffe weltweit
registriert, ungefähr fünf bis zehn davon enden tödlich. Hingegen werden jedes
Jahr Hunderttausende von Haien durch Menschen direkt oder indirekt getötet.
Haie sind keine bösartigen Einzelgänger mit Appetit auf
Menschenfleisch. Bereits in den vierziger Jahren konnte Tauchpionier Hans Hass
belegen, dass sie entlang von Korallenriffen nur ihr Territorium gegen
menschliche Eindringlinge verteidigen. Angegriffene Surfer und Schwimmer wurden
offenbar mit Robben verwechselt – einer bevorzugten Leibspeise gerade der Weißen
Haie.
Die erfolgreichsten Jäger der Erde
Haie sind bereits seit über 450 Millionen Jahren auf der
Welt, überlebten sogar große und gefräßige Dinosaurier. Vermutlich, weil ihr
Körper so perfekt ist. Haie können Bewegungen und Blut kilometerweit orten. Sie
sind so schnell wie Motorboote – und das unter Wasser. Sie haben keine Schuppen,
sondern eine Haut mit zahllosen „Minizähnen“. Und Haie besitzen ein
außergewöhnliches Gebiss. Ihr Oberkiefer kann beim Fressen herausgestülpt
werden. Diese Biss-Technik nutzen auch heute die meisten Haie erfolgreich: Ein
Tigerhai etwa hat eine Beißkraft von zwei Tonnen pro Quadratzentimeter –
hundertmal mehr als der Mensch!
Haie sind außerdem nicht dumm: Sie lernen aus Erfahrungen
und können ihre Angriffsweise wechseln. Nach neuesten Forschungsergebnissen
verfügen die angeblichen Monster der Meere sogar über ein komplexes
Sozialverhalten.
Doch nicht der Hai bedroht den Menschen, sondern der Mensch
den Hai.
Hai als Beifang. © Cat
Holloway / WWF-Canon
Warum so viele Haie sterben müssen
Jedes Jahr werden bis zu 100 Millionen Haie gefangen. Und
das oft nur, um die Flossen abzuhacken. Denn die gelten vor allem in asiatischen
Ländern als Delikatesse. Anschließend werfen die Fischer die Tiere blutend und
schwimmunfähig wieder ins Meer zurück, wo sie qualvoll sterben. Für
Knabber-Chips aus Hai-Knorpel „verbraucht“ allein Costa Rica jeden Monat über
200.000 Haie.
Haie landen außerdem als ungewollter Beifang in riesigen
Fischernetzen, die immer mehr die Weltmeere durchziehen.
Der WWF arbeitet daran, brutale Fangpraktiken zu verbieten,
den Haischutz in vielen Regionen der Erde zu verbessern (was in Südafrika und
Australien bereits gelungen ist), und das schlechte Image der Haie abzubauen.
Großer Erfolg: Im Jahr 2004 gelang es dem WWF und dem
Artenschutzprogramm TRAFFIC, den Weißen Hai auf Anhang II des Washingtoner
Artenschutzübereinkommens CITES zu setzen. Das bedeutet einen besseren Schutz
vor nicht-nachhaltigem Handel.
Aktuell hat der pazifische Inselstaat Palau Ende September
2009 ein 600.000 Quadratkilometer großes Gebiet zum ersten Haischutzgebiet der
Welt erklärt – eine Fläche von der Größe Frankreichs. In den Gewässern Palaus
leben rund 130 gefährdete Haiarten. Haie sind ein wichtiger Stabilisator im
Ökosystem der dortigen Korallenriffe – außerdem eine große Attraktion für
Tauch-Touristen, der Haupteinnahmequelle des Inselstaates.
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