Im Oktober 2009
Liebe Christel Sembach-Krone,
ich schreibe Ihnen, weil ich Sie
inständig bitten möchte, dass Sie Ihre sieben grauen, schwergewichtigen Damen
mitsamt dem Bullen in die verdiente Rente schicken. Die Rede ist von den in
Afrika geborenen Elefanten Sandrin, Kenia und Aicha sowie den aus Asien
stammenden Riesen Bara, Burma, Mala, Dehli und Colonel Joe.
Meine Freunde von PETA haben mir
Einblick in eine tierärztliche Untersuchung vom Oktober 2008 gewährt, die von
einer Behörde beauftragt und von Experten durchgeführt wurde. Der Zirkusstress
hat offensichtlich Spuren an den Tieren in Europas größtem und vermutlich auch
reichstem Zirkus hinterlassen. Über acht Stunden waren die Experten, die sich
sogar vorher anmeldeten, bei einem Gastspiel vor Ort. Zuerst wollte der
Elefantenchefpfleger das Expertenteam nicht zu den Elefanten lassen. Doch
schließlich gelang die Untersuchung, nachdem zunächst mit einer Seifenlösung die
durch Kot und Urin entstandenen Hautverschmutzungen abgebürstet worden waren.
Und weil PETA so ziemlich alles erfährt,
was man Tieren antut (auch wenn es geheim bleiben soll), schreibe ich Ihnen und
bitte Sie:
Schicken Sie die Elefanten
endlich in Rente! Gönnen Sie den Tieren das, was Sie auch für sich selbst in
Anspruch nehmen. Ersparen Sie diesen kranken und leidenden Tieren jeden weiteren
Zirkusstress und ermöglichen Sie ihnen das Lebensende in einer Auffangstation!
Verschenken Sie Liebe und Freiheit.
Warum ich darum bitte? Weil das
Ergebnis der Expertenuntersuchung für Tierfreunde sehr beunruhigend ist: Die
Elefanten wirken phlegmatisch, alle zeigen Stereotypien, einige Tiere leiden
unter haltungsbedingte Erkrankungen. Colonel Joe hat Probleme mit seinen Beinen
und seine Blutwerte sind Ausdruck einer Anämie, einer Skelettmuskelerkrankung
und einer Herzmuskelerkrankung. Er schläft tagsüber sehr viel und braucht Ruhe
und Erholung, so das Gutachten. Die insgesamt 17 Seiten über den Zustand anderer
untersuchter Elefanten sagen noch viel mehr.
Da ist von fortschreitender
Muskelschwäche die Rede, einer beginnenden Rüssellähmung und auch von Anämie bei
Dehli. Von Verletzungen an Kopf
und Rüssel, Versteifungen einer Hintergliedmaße bei Burma, von Anzeichen einer
Herzmuskelinsuffizienz bei Mala und vieles, vieles mehr!
Ich erspare Ihnen und mir weitere Ausführungen, sondern bitte Sie stattdessen:
Ersparen Sie den Elefanten jeden weiteren Zirkusstress, schicken Sie die
Elefanten endlich in Rente.
Suchen Sie ein Quartier, wo die Tiere Sonne, Wärme, Sand, Bäume, Flüsse und
genügend Auslauf haben. PETA wird Ihnen bei der Suche nach einem geeigneten
Quartier behilflich sein.
Die Münchener Behörde hat Ihrem Zirkus, nachdem PETAs Recherchen öffentlich
wurden, nahezu 100 Auflagen erteilt. Eine Blamage für Europas größtes
Zirkusunternehmen.
Handeln Sie, bevor es noch zu weiteren Peinlichkeiten kommt! Gehen Sie jetzt mit
gutem Beispiel voran und tun Sie das, wozu unsere Bundesministerin Aigner nicht
in der Lage ist, obwohl sie dazu bereits 2003 einen klaren Auftrag vom Bundesrat
bekommen hat:
Verbannen Sie die Elefanten und
alle anderen Wildtiere aus Ihrem Zirkus!
Ich verspreche Ihnen heute schon: Ich werde der Erste sein, der Ihnen dazu
gratulieren wird.
UDO LINDENBERG
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